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Schattendorf

Schattendorf (ungarisch: Somfalva, kroatisch: Šundrof) ist eine Marktgemeinde im Bezirk Mattersburg im Burgenland mit 2397 Einwohner (Stand: 1.1.2022). Das Gemeindegebiet ist Teil des Naturparks Rosalia-Kogelberg. Westlich von Schattendorf befindet sich die Siedlung Am Berg, nördlich von Schattendorf der Untenhof.

Geografie: Die Gemeinde Schattendorf liegt an der Grenze zu Ungarn. Schattendorf ist der einzige Ort in der Gemeinde. Der Naturpark Rosalia-Kogelberg ist Teil des Gemeindegebiets.

Geschichte: Vor Christi Geburt war das Gebiet Teil des keltischen Königreiches Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg. Später im Römischen Reich war das Gebiet Teil der Provinz Pannonia.

Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Somfalva verwendet werden. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland.

30. Jänner 1927: Am 30. Jänner 1927 schossen in Schattendorf drei Mitglieder der rechtsstehenden Frontkämpfervereinigung Deutsch-Österreichs auf die zahlenmäßig deutlich überlegenen, jedoch unbewaffneten Teilnehmer einer gegen sie gerichteten Demonstration des Republikanischen Schutzbundes und töteten dabei ein sechsjähriges Kind (Josef Grössing) und einen Klingenbacher Schutzbündler (Matthias Csmarits). Die Täter wurden von einem Geschworenengericht wegen Notwehr freigesprochen.

Am 15. Juli 1927, einen Tag nach dem Schattendorfer Urteil, versammelten sich aufgebrachte Arbeiter vor dem Justizpalast in Wien, erstürmten diesen und legten anschließend Feuer; die Regierung Ignaz Seipel ordnete die Niederschlagung der Demonstration an. Die so genannte Julirevolte forderte 89 Tote, auch auf Seiten der Polizei; der abgebrannte Justizpalast und das verschärfte politische Klima waren zusätzliche Schritte in den Bürgerkrieg.

Wirtschaftskrise 1929: Die Weltwirtschaftskrise 1929 erreichte das Burgenland sehr stark. Die Arbeitslosenrate war so hoch wie nie zuvor. Eine große Ursache dafür war vor allem die Tatsache, dass der Großteil der Burgenländer in der Bauwirtschaft tätig war. Da besonders viele Schattendorfer als Maurer oder Hilfsarbeiter beschäftigt waren, hatte die Wirtschaftskrise auch hier sehr große Auswirkungen. Gerade für die ländliche Bevölkerung wurde daher der Besitz von Grund und Boden immer bedeutender. Durch die nicht enden wollende Wirtschaftskrise wuchs auch die Mitgliederzahl paramilitärischer Verbände.

Ungarnaufstand 1956: Nachdem die Erklärung der "immerwährenden Neutralität" in Österreich funktioniert hatte, wollte auch das Nachbarland Ungarn eine solche Erklärung einführen. Dort scheiterte sie jedoch, was zu einem buchstäblichen Bürgerkrieg und einer enormen Flüchtlingsbewegung führte. Am 4. Oktober 1956 begann der Flüchtlingsstrom. In Schattendorf trafen allein an diesem Tag 500 Menschen ein, die Verpflegung und Unterkünfte benötigten. Sie wurden in Gasthäusern und leerstehenden Klassen der Schule einquartiert. Angesichts der großen Massen von Flüchtlingen waren Hilfsorganisationen überfordert. Zahlreiche Schattendorferinnen kümmerten sich daher um die Flüchtlinge. Bis März 1957 flohen rund 200.000 Menschen ins Burgenland. Viele von ihnen reisten weiter. Jedoch blieben einige nahe dem Grenzgebiet in der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die Heimat. Österreich erhielt für seine Hilfsbereitschaft große internationale Anerkennung. Die große Flucht endete schließlich im Dezember 1956. Der im September demontierte "Eiserne Vorhang" wurde wieder aufgebaut. Doch dieses Ende bedeutete noch lange nicht das Ende der Fluchtbewegung. Besonders in Schattendorf tauchten immer wieder meist junge Ungarn auf, die die Grenze auf spektakuläre Weise übertreten hatten.

Schuldorf: Bereits 1954 begann man in Schattendorf mit der Investition in das Bildungswesen. Ein Um- und Zubau der Volksschule machte den Anfang. Nur zwei Jahre später, 1956, wurde in einem örtlichen Gasthaus eine Hauswirtschaftsschule für Mädchen ins Leben gerufen. Im September 1957 entschied sich der Gemeinderat für den Bau einer Hauptschule. 1963 begann man zu diesem Zweck mit der Planung und Finanzierung des Projektes. Dieses kam nicht nur der Gemeinde selbst, sondern auch den Nachbargemeinden Loipersbach, Baumgarten und Draßburg zugute. Am 6. November 1966 fand die Eröffnung der Hauptschule statt. Somit war ein weiterer großer Schritt für das Schulwesen getan. 1957 startete außerdem der Bau des Kindergartens im Pfarrhof Schattendorf. Erst im Jahr 1992 wechselte der Kindergarten seine Trägerschaft. Von nun an stand er im Eigentum der Gemeinde. 1995 traf der Gemeinderat die Entscheidung, einen neuen Kindergarten zu erbauen, welcher 1996 fertiggestellt und eröffnet wurde. Seit dem Schuljahr 2009/10 wurde die Hauptschule Schattendorf in eine Neue Mittelschule umgewandelt.

Naturpark Rosalia-Kogelberg: Am 15. Oktober 2006 wurde auf einer Fläche von mehr als 7.000 Hektar der Naturpark Rosalia-Kogelberg als sechster Naturpark des Burgenlandes offiziell eröffnet, zu dem auch Schattendorf als eine von 13 Gemeinden gehört. Am 2. Juni 2007 wurde die Ausstellung Schattendorf 1927 eröffnet.

Wappen: Im Jahr 1999 erhielt die Gemeinde das Recht, ein Wappen zu führen und wurde im Jahr 2003 zur Marktgemeinde ernannt (Veröffentlichung im LGBl.Nr. 24/2003). Blasonierung: "In einem von Blau und Silber geteilten Schild oben eine silberne, unten eine blau gestürzte Häuserzeile mit einer Kirche in der Mitte".

Kultur und Sehenswürdigkeiten:
Ecce Homo-Bildstock/Untenkreuz: ObjektID: 128899, Wiener Neustädter Straße, Bildstock mit dornengekröntem Christus "Ecce Homo". Am Säulenschaft ovale Kartusche mit unleserliche Inschrift und der Jahreszahl 1707.
Figurenbildstock Hl. Familie/Lüßkreuz: ObjektID: 18930, Baumgartnerstraße, laut mündlicher Überlieferung errichtet zum Gedenken an die letzten Choleraepidemien (1832 und 1849).
Gedenkstätte Josef Groessing
Friedhofsbrunnen: Die beiden Friedhofsbrunnen wurden 2011 von der Firma Maleiner aus Neunkirchen errichtet. Die Marmorgravur des Gemeindewappens wurde durch Walter Adrigan vorgenommen.
Historische Volksschule Schattendorf
Hl. Johannes Nepomuk-Kapelle: ObjektID: 18931, Ödenburger Straße, errichtet um 1715 (zweite große Pestzeit).
Hügelgräberfeld Haidspitzwald: ObjektID: 71403, Langleiten, Gemeindewald, die Gräber sind in die Kalenderbergkultur, in die ältere Stufe der Hallstattkultur, in die Zeit um 700 bis 600 vor Christus einzuordnen. Von den 30 Hügeln sind 14 ungestört.
Kath. Pfarrkirche Zum hl. Erzengel Michael: ObjektID: 18925, Die römisch-katholische Pfarrkirche Schattendorf steht auf einem erhöhten Gelände außerhalb des Ortes hart an der ungarischen Grenz in der Marktgemeinde Schattendorf im Bezirk Mattersburg im Burgenland. Die auf den heiligen Erzengel Michael geweihte Pfarrkirche gehört zum Dekanat Mattersburg in der Diözese Eisenstadt. Die Kirche steht unter Denkmalschutz. Eine Pfarre wurde vor 1588 genannt. Die heutige Kirche wurde laut einer Inschrift in der Kirche unter Einbeziehung älteren Mauerwerks von 1700 bis 1707 erbaut. Der Turm entstand 1747. Im Jahr 1970 fand eine Restaurierung statt. Der barocke Kirchenbau mit einem Langhaus und gleich breitem Chor mit einem polygonalen Schluss hat einen Westturm. Der Fassadengiebel schließt mit treppenförmig angelegten Ziegeln ab. Der massive dreigeschoßige Turm - unten im Kern wohl älter - mit Schießscharten trägt einen steinernen Pyramidenhelm zwischen kleinen bombenbekrönten Eckpyramiden. Das Langhaus ist ein hoher weiter vierjochiger Raum unter einem Tonnengewölbe mit Stichkappen und Gurten auf Pilastern. Die dreiachsige Empore hat Kreuzgratgewölbe. Am Übergang zum Chor sind Doppelpfeiler. Der Chor hat ein Tonnengewölbe, über der Apsis ist eine Schale mit Stichkappen, die Pilasterkapitelle zeigen vergoldete Voluten und Rocaillenzier. In der Nordwand des Chores ist ein Sakristeiportal mit Stuck und der Inschrift Privis Cor abstege Sie Ad Sacra Perege Ao 1703 und ein Doppelfenster zum Oratorium. Der Hochaltar ist aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und trägt einen Tabernakel mit Engeln. An der Apsiswand zeigt ein bemerkenswertes Altarbild in einem Rocaillerahmen den hl. Michael und den Engelsturz bezeichnet mit Scóla Tintoretto.
Naturpark Rosalia-Kogelberg: 2006 eröffnet, der Naturpark ist ca. 7.000 Hektar groß.
Pest-/Dreifaltigkeitssäule: ObjektID: 18929, Kirchenplatz, seit 1932 mit Ölfarben bestrichen. Inschrift: Heilige Dreifaltigkeit, behüte uns vor Pest, Hungersnot und Krieg. Amen Luka Anna Franta von Stinkenbrunn 1830–1900. Die Säule wurde in den Abendstunden des 10. August 2017 im Zuge eines schweren Unwetters durch abgebrochene Äste der umstehenden Bäume zerstört.
Schmidtkreuz: Im Schattendorfer Wald befindet sich das Schmidtkreuz (Schmiedtkreuz). Die Inschrift lautet: "UM 1850 HAT EINEN MANN NAMENS KROPF DER BLITZ ERSCHLAGEN. SEIN SCHWIEGERSOHN SCHMIEDT LIESZ ZUR ERINNERUNG DIESES KREUZ ERRICHTEN".
Schuhmühle - Museums-, Kultur- & Kommunikationshaus: Dauerausstellung "Schüsse von Schattendorf", Geschichte der Mühle.
Schwefelbrunnen: Der Schwefelbrunnen, nahe dem alten Försterhaus, wurde im Jahr 2011 von den Naturfreunden Schattendorf saniert. Der Quellbereich wurde ausgebaggert und die notwendigen Bauarbeiten im Erdreich getätigt. Nachdem wieder ausreichend Quellwasser zur Verfügung stand, wurde der Quellbereich mittels Natursteinen ausgekleidet.

Söhne und Töchter der Gemeinde:
Michael Pinter (1899–1954), Angestellter und österreichischer Politiker (SPÖ)
Josef Hans Grafl (1921–2008), österreichischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
Matthias Pinter (1922–1996), Hauptschuldirektor und österreichischer Politiker (SPÖ)
Fritz Ostermayer (* 1956), österreichischer Journalist, Autor, DJ und Musiker
Josef Ostermayer (* 1961), österreichischer Politiker (SPÖ)
Chris Haring (* 1970), österreichischer Tänzer und Choreograf



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