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Kittsee

Kittsee ist eine Marktgemeinde mit 3.506 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) im Bezirk Neusiedl am See im Burgenland.

Der slowakische Ortsname der Gemeinde ist Kopcany, der ungarische Köpcsény, der kroatische Gijeca.

Geografie: Kittsee ist der einzige Ort in der Gemeinde. Er liegt direkt an der Grenze zur Slowakei bei Bratislava. Die ursprüngliche Gemeinde war größer und reichte bis auf das heutige Staatsgebiet der Slowakei. Nach der Grenzziehung von 1919 liegt nur mehr der westliche Teil auf österreichischem Gebiet. Der abgetrennte Teil ist heute ein Teil des fünften Bezirks von Bratislava, Petržalka und trägt den slowakischen Namen Kopcany. Westlich von Kittsee befindet sich die Wüstung Lebarn (Lebern) mit dem Heidenturm.

Geschichte: Die Herrschaft Kittsee befand sich im vom ungarischen König Stephan I. gegründeten Grenzkomitat Wieselburg. Durch die Lage an der Donau und an der Straße zwischen Wien und Pressburg war Kittsee ein wichtiger Ort für den Ost-West-Handel. Vermutlich wurde bereits von Béla III. hier die Maut errichtet. Mit deren Einnahmen wurden die Burg errichtet und für den Erhalt der Straßen und Brücken gesorgt. Spätestens im 15. Jahrhundert hatte Kittsee das Marktrecht.

1529 wurde der Ort von den Osmanen zerstört. Im 16. Jahrhundert wurden in verödeten Dörfern kroatische Bauern angesiedelt. 1679 wütete die Pest in Kittsee. 1683 zerstörten die Osmanen den Ort auf ihrem Weg nach Wien. Auch der Bethlenkrieg 1619–1620 und der Kuruzenkrieg von 1704 stellten schwere Belastungen dar.

Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Köpcsény verwendet werden.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland.

Bis zum Jahre 1990 lag Kittsee direkt am Eisernen Vorhang. Im Jahre 2003 wurde in Kittsee die Region Centrope gegründet. Am 24. Juni 2009 wurde Kittsee zur Marktgemeinde erhoben.

Das jüdische Kittsee: Kittsee gehörte zu den burgenländischen Siebengemeinden, wo sich seit 1670 unter dem Schutz der Fürsten Esterházy Juden niederlassen durften. 1735 lebten in Kittsee 266 Juden, 1821 waren es 789. Aufgrund starker Abwanderung in den Jahrzehnten danach aus wirtschaftlichen Gründen sank ihre Zahl bis 1934 auf 62. Rund einen Monat nach dem Anschluss kam es zur endgültigen Zerstörung der Judengemeinde Kittsee. Mitte April 1938 wurden die 51 jüdischen Anwohner Kittsees und der Nachbargemeinde Pama nachts von Mitgliedern der SA aus ihren Häusern geholt, enteignet und auf einer Sandinsel in der Donau ausgesetzt. Die Flüchtlinge wurden von Einwohnern des tschechoslowakischen Dorfes Devín (heute ein Stadtteil Bratislavas) und der Militärpolizei gefunden und umgehend über die ungarische Grenze abgeschoben. Ungarn wiederum schob die Juden nach Österreich zurück. Nach einer längeren Irrfahrt konnten schließlich jüdische Hilfsorganisationen in Bratislava den deportierten Kittseer Juden die Emigration in verschiedene Aufnahmeländer ermöglichen.

Das kroatische Kittsee: Kittsee zählt auch zum Siedlungsgebiet der Burgenlandkroaten. Allerdings ist dieses Bevölkerungselement seit Ende des Zweiten Weltkrieges auf nur mehr ein paar Dutzend Sprecher zusammen geschmolzen. Der Ort wurde um 1550 mit Kroaten besiedelt; der Anteil der Deutschen und der Kroaten hielt sich in Kittsee - ähnlich wie in den Orten Antau (Otava), Sigleß (Cikleš) und Stegersbach (Santalek) - in der Vergangenheit stets in der Waage. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verlagerte sich das Schwergewicht zu Gunsten der deutschsprachigen Gruppe, die kroatische behielt aber bis in die Zwischenkriegszeit einen namhaften Umfang (Anteil der Kroaten an der Gesamtbevölkerung - 1910: 37,6 %, 1934: 31,8 %, 1951: 9,4 %, 2001: 2,6 %). Kittsee zählt noch heute zu den zweisprachigen Pfarren des Burgenlandes mit kroatischer Seelsorgesprache.

Wappen: Blasonierung: "Runder, silberner (weißer), schlanker Turm mit hohem Rundbogentor, einem Fensterschlitz im Mittelgeschoss und zwei Fenstern im Obergeschoss, einem vorspringenden, schindelgedecktem hohen Spitzdach mit Knauf und Spitze auf grünem Boden und blauem Schild."

Kultur und Sehenswürdigkeiten:
Altes Schloss Kittsee: ObjektID: 6006, Am Schanzl 3, das Alte Schloss Kittsee befindet sich in der Marktgemeinde Kittsee im Burgenland. Es steht unter Denkmalschutz. Die ursprüngliche Burg wurde anlässlich der Hochzeit des Sohnes des ungarischen Königs Bela IV. mit Kunigunde von Brandenburg im Jahr 1264 genannt. Im Krieg zwischen Rudolf I. von Habsburg und Ottokar II. Premysl wurde 1270/1271 die Burg zerstört. Der Nachfolgebau aus dem 14. Jahrhundert wurde 1363 als Castrum Kuchhe bezeichnet. Die Herrschaft Kittsee war in den Händen der Grafen von St. Georgen-Bösing, im 16. Jahrhundert der Freiherren von Puchheim, 1648 bei den Brüdern Johann und Ladislaus Listy, 1676 bei Graf Paul Esterházy. Nach 1870 bis 1949 (?) war das Allodialgut bei der Familie Batthyány-Strattmann. 1966 wurde mit einer Instandsetzung des Schlosses begonnen.
Bürgerhaus, Joachimhaus: ObjektID: 6007, Joseph-Joachim-Platz 7, das Geburtshaus des Violinisten, Dirigenten und Komponisten Joseph Joachim.
Dreifaltigkeits-(Pest-)säule: ObjektID: 6012, Hauptplatz, die Dreifaltigkeitssäule steht auf dem einstigen Dorfanger und ist am Sockel mit 1727 bezeichnet.
Figurenbildstock, Blaues Kreuz: ObjektID: 6013, bei Preßburge Straße 27, das sogenannte Blaue Kreuz östlich des Ortes trägt am Sockel die Jahreszahl 1752. Auf seiner hohen Säule steht eine Pietà.
Fundzone Steinfeldäcker: ObjektID: 6217, Steinfeld Äcker.
Gartenportal: ObjektID: 6003, Dr.-Ladislaus-Batthyany-Platz 1, die Einfriedungsmauer des heutigen Schlossparks entstand nach 1901 aus verputztem Bruchsteinmauerwerk. Das Haupttor in der östlichen Umfassungsmauer weist eine mittige Einfahrt zwischen zwei hohen verkröpften und vernuteten Pfeilern mit Vasenaufsätzen und seitlichen, niedrigeren volutenförmigen Halbgiebeln auf. Auf diesen sitzen Löwenstatuen. Auf beiden Seiten der Einfahrt sind schulterbogenförmige Durchgangsöffnungen. Das zweiflügelige Schmiedeeisentor für die Haupteinfahrt stammt von der Kunstschmiede Marton und Söhne und wurde ursprünglich für den österreichisch-ungarischen Pavillon auf der Weltausstellung 1900 in Paris gefertigt.
Gräberfeld Klosteräcker: ObjektID: 130217, Klosteräcker II.
Gusseisenaufsatz mit Dachhaube: ObjektID: 6005, Dr.-Ladislaus-Batthyany-Platz 1.
Heidenturm Kittsee bzw. Öder Turm: ObjektID: 6010, Turm einer abgegangenen Kirche (St. Michaelskirche), der während der ersten Türkenbelagerung zerstörten Ortschaft Lebarn (Lebern).
Immaculata-Säule: ObjektID: 6011, bei Untere Hauptstraße 4, die Immaculata-Säule auf dem einstigen Dorfanger stammt aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Jüdischer Friedhof Kittsee: ObjektID: 6014, Am Schanzl, der Jüdische Friedhof grenzt unmittelbar an den ehemaligen Schüttkasten des Alten Schlosses. Auf einer Fläche von 1163 Quadratmetern finden sich 230 Grabsteine, die hauptsächlich aus Mühlendorfer Marmor oder Sandstein gefertigt wurden.
Künstliche Ruine auf dem Gelände der Schlossgärtnerei: ObjektID: 6004, die künstliche Ruine wurde um 1900 auf dem Gelände der heutigen Gärtnerei im Schlosspark des Neuen Schlosses errichtet. Die Ruine ist ein Staffagebau aus Ziegelmauerwerk, das mit Flussgestein überzogen ist. Über einem grottenartigen Raum ist ein runder Turm mit einer zur Aussichtsplattform führenden Wendeltreppe. Die vorgelagerte Terrasse ist über eine seitliche Treppe erschlossen. Durch einen künstlichen Bach mit Steg entsteht ein romantischer Eindruck.
Marillenbäume: Kittsee ist bekannt für seine rund 30.000 Marillenbäume.
Neues Schloss Kittsee: ObjektID: 6002, Dr.-Ladislaus-Batthyany-Platz 1, das Neue Schloss Kittsee wurde Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut, es ist mit seinem Schlosspark ein bedeutendes Barockschloss des nördlichen Burgenlandes. Das Schloss beherbergte bis zum 28. September 2008 das Ethnographische Museum Schloss Kittsee, welches ausgewählte Exponate der Volkskultur von Ost- und Südosteuropa zeigte, seitdem ist das Museum geschlossen. Seit 2007 finden in den Sommermonaten Musiktheater-Aufführungen im Rahmen des Sommerfestival Kittsee statt. Künstlerischer Leiter ist der Wiener Schauspieler, Sänger und Regisseur Gerhard Ernst.
Pfarrkirche Kittsee: ObjektID: 6001, Hauptplatz 1, die dreischiffige Kirche hat einen rd. 36 m hohen (inklusive Kreuz) eingebundenem Westturm mit haubenförmigem Helm und eine halbrunde Apsis. Die Kirche mit einem Fassungsraum für rund 1250 Personen wurde nach den Plänen der Architektin Helene Koller-Buchwieser vom Baumeister Stefan Wilhelm Hadererab ab 1948 errichtet und am 16. Nov. 1952 von Bischof Josef Schoiswohl eingeweiht.
Wohnhaus, ehem. Edelhof: ObjektID: 6009, Gänsgasse 10.
Wohnhaus: ObjektID: 6008, seit 2013 denkmalgeschützt, Joseph-Joachim-Platz 9, der ebenerdige Hakenhof stammt im Kern aus dem späten 17. Jahrhundert.

Wirtschaft und Infrastruktur: Kittsee spielt eine wichtige Rolle als medizinisches Zentrum. Das einzige Krankenhaus des Bezirkes befindet sich hier. Es wurde vom seliggesprochenen Augenarzt Ladislaus Batthyány-Strattmann gegründet und 2004 auch nach ihm benannt.

Aus landwirtschaftlicher Sicht spielt der Marillenanbau eine große Rolle. Die Kittseer Marille die eine Züchtung von der Frühen Ungarischen Gelben stammt, wurde im Jahr 2004 als Wortbildmarke geschützt. Aktuell bestehen circa 30.000 Marillenbäume auf etwa 110 ha.

Verkehr: Bahn: Kittsee liegt an der Bahnstrecke Parndorf – Kittsee – Petržalka.

Persönlichkeiten:
Jakob Figdor (1742–1808), Wollhändler, Begründer der Unternehmer- und Bankiersfamilie Figdor
Franziska (Fanny) Christiane Figdor (1814–1890) Die Frau Hermann Christian Wittgenstein's
Joseph Joachim (1831–1907), Violinist, Dirigent und Komponist
Martin Millesits (1871–1940), Landwirt und Politiker (CS)
Karl Stöger (1905–1946), Landwirt und Politiker
Franz Böröczky (1922–2002), Politiker (SPÖ)
Elisabeth Rechnitzer (1937–1993), Politikerin
Franz Wahler (* 1962), Brückenbauer
Thomas Schrammel (* 1987), Fußballnationalspieler
Lisa Stadler (* 1988), Seglerin
Christian Gartner (* 1994), Fußballspieler



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